Sie hat die Größe
einer Kinderfaust und wohnt im Kühlschrank, am besten in einer Porzellan-Schüssel.
Eine alte Kaffeetasse tut´s auch. Während der Vorteig geht,
sie also aushäusig ist, wäschst du ihre Wohnung mit heißem
Wasser und Seife. Sie braucht Sauberkeit, sonst wird sie sehr krank.
Sie muss sich
an dich, d.h. an deine Hände gewöhnen: Sind sie etwas saurer
oder etwas basischer, welche Flora besiedelt sie? Du wäscht dir zwar
die Hände bevor du Sie berührst, aber etwas bleibt immer an ihnen
zurück.
Je besser ihr
euch kennt, desto schneller und höher wächst sie.
Verknete sie
mit sehr viel Roggenmehl, bis sie fast trocken ist. Dann rolle sie zu einer
Kugel, denn eine Kugel hat von allen Formen die kleinste Oberfläche:
wenig Platz für Gammelpilze.
In den ersten
Tagen musst du sie wenden, damit sich zwischen ihr und ihrer Porzellanwohnung
kein feuchter Film bildet - wie gesagt, sie braucht Sauberkeit.
Wenn sie richtig
trocken ist, kann sie bis zu ½ Jahr in deinem Kühlschrank wohnen,
ohne dass du backen musst.
Deinen ersten
Sauerteig bekommst du entweder von Freunden oder im Bioladen als flüssigen
Starter - Extrakt.
Oder du züchtest selbst: Dauert 4 Tage.
1. Tag: 200g
Roggenmehl + ¼ l warmes Wasser + 2-3 Esslöffel Buttermilch
in eine große Schüssel geben. Umrühren und an zugfreien
Ort stellen.
2. Tag: 100g
Roggenmehl + ¼ l Wasser dazu. Umrühren und an zugfreien Ort
stellen.
3. Tag: 100g
Roggenmehl + 1/8 l Wasser dazu. Umrühren...
4. Tag: wie 3.
Tag
Und am 5. Tag
hat Hex´ geruht und siehe: Das Zeugs roch sauer und war gut.
Vorteig
Fülle ¾
Liter warmes Wasser in die Teigschüssel. Nimm deine kugelige Mitbewohnerin
und zerdrücke sie im Wasser, sie liebt das. Streue oben drauf so viel
Roggenmehl, dass die Oberfläche gut bedeckt ist. Kein Weizenmehl,
das ist ihr zu schlabberig. Hast du lange nicht mit ihr gebacken, dann
musst du ihr mit einer Hand voll braunem Zucker u./o. einem Schwapps Buttermilch
auf die Beine helfen.
Stelle den Vorteig
entweder in den kalten Ofen, dort zieht´s nicht. Oder du stellt alles
in die Sonne und deckst es mit einem leichten Tuch ab.
Je nach Witterung
und Mondphase (wie gesagt: Sie ist zickig!) dauert es jetzt 12 bis 36 Stunden
bis sich auf der Oberfläche kleine Gasbläschen gebildet haben.
Es riecht streng säuerlich, das Mehl ist zu einer schaumigen Pampe
abgesackt.
Sollte es 36
Stunden dauern, füttere nach spätestens 20 Stunden nach und rühre
mit einem Holzlöffel um.
Hauptteig
Zuerst mischst
du Roggen- u./o. Dinkelmehl u./o. Schrot hinein. Dann nimmst du eine kleine
Hand voll Teig ab, daraus wird deine neue Kühlschrankbewohnerin.
Nun stellst du
eine neue Sauerteig-Kugel her, die du gleich in den Kühlschrank räumst.
Erst jetzt gibst
du zum Hauptteig Salz!! Die Menge richtet sich nach deinem Geschmack.
Sauerteig ist
schwer verdaulich. Wenn du ihn nicht gewohnt bist, mische zwei gute Prisen
gemahlenen Koriander hinein. Solltest du dein Brot gerne an Freunde verfüttern,
denk´ unbedingt an den Koriander.
Nun kannst du
alles, auch Weizenmehl hinzugeben: Flocken, Schrote, Leinsaat, Kräuter,
Möhrenschnipsel, getrocknete Zwiebeln, etwas Speck.......
Der Hauptteig
muss schwer sein und sich beim Kneten fast von allein von der Schüssel
lösen, dann ist er gut.
In die mit Öl
eingefettete Backform gibst du den Hauptteig. Das geht wie bei jedem Kuchen.
Eine Kastenform
ist besser als eine runde, denn in ihr kann der Teig besser wachsen: Die
Dame zieht sich an den Wänden hoch.
Stelle den Hauptteig
wieder an einen stillen Ort und störe ihn nicht aus Neugier: Sie könnte
aus purem Protest sofort in sich zusammenfallen und sich nie wieder aufrichten.
Jetzt dauert
es je nach Witterung und Mondphase (s.o.) 2 bis 8 Stunden.
Wenn Madame um
¼ (Anfänger) bis ½ (Ihr seid ein tolles Team!)
gewachsen ist, geht´s ans Backen.
Backen
Auf dem Gasherd
bei Stufe 4 bis 5;
auf dem E - Herd
bei 210° C bis 220° C:
im Feldsteinofen:
Wow, wann kann ich zu dir kommen und es lernen?
Die Backzeit
ist 1 Stunde.
Nach den ersten
20 Minuten besprühst du die Oberfläche mit Wasser. Wenn du knuspriges
Brot magst, dann wiederholst du den Vorgang nach weiteren 20 Minuten.
Ist das Brot
fertig, also goldbraun bis dunkelbraun, wie du es magst, dann stelle es
zum Auskühlen an einen zugfreien Ort. Nicht abdecken, sonst wird es
feucht und anfällig für Schimmel!!
Stürze das
Brot so schnell es die Form erlaubt. Es gibt Brotformen, die das sofort
nach dem Backen erlauben. Lege das Brot auf ein mehrfach gefaltetes Handtuch.
Wende es, damit es außen nicht feucht wird.
Du kannst das
Brot wie jedes andere aufbewahren.
Es hält
sich, täglich belüftet, je nach Zutaten ca. 1 - 1½ Wochen.
Aber so lange wird es nie halten....
Guten Appetit
wünscht
eure Webewölfin