Anmerkungen und Nachträge zum Thema: Antike Vermessungssysteme

Von Zainab A. Müller


anläßlich  des Vortrags von Wolfgang Fischer

Poppau – Mittelpunkt der Welt ?

Was haben uns die Bauern der Altmark da überliefert

im Berliner Salon für Forschung & Geschichte  vom 3.5.2010


Hier gab zunächst Matthias Wenger einen kurzen Einblick in die Fülle inzwischen ent­deckter Vermessungssysteme und darauf folgte der Vortrag von Wolfgang Fischer über „Poppau als Mittelpunkt der Welt und Mitte eines globalen Meßsystems“.

http://www.forschung-fischerprivat.de/fischerweb/geogly-800.htm


In der anschließenden Diskussion erwähnte ich die schon einige Jahrzehnte zurück­liegende Entdeckung eines Vermessungsnetzes in Griechenland. Damals hatte Fritz Rogowski sehr detailliert nachgewiesen, von welchen Punkten aus jeweils über welche Entfernungen vermessen worden war. Er konnte Verbindungen herstellen zwischen den zahlreichen griechischen „Tennen“, der Ausrichtung der Tempelachsen, großen Steinplatten und verschiedenen anderen markanten Stellen in der Landschaft (wie Quellen, Höhlen usw.)


Insofern gab Rogowski als einer der ersten die ermutigende Botschaft, dass es bei gründlicher Erforschung der Landschaft und ihrer ‚Bearbeitungsspuren’ tatsächlich etwas Über-Zufalliges, trigonometrisch Relevantes zu finden gibt. Diese Spuren und Indizien liegen auf Sichtweite, was im gebirgigen Griechenland bedeutet:


Die Entfernungen zwischen zwei nächsten Tennen betragen höchstens 3 km. Drei solcher Punkte bezeichnet man heute als TP, als die kleinste Dreiecks­einheit. Daraus werden Dreiecke mit größeren Seitenlängen zusammengesetzt bis zur ersten Ordnung mit rund 50 km Seitenlänge. Das gilt für heute und für die deutsche wie wohl auch für die griechische Landvermessung.“ [Rogowski, 4]


Wenn vermutet wird, bei Poppau könne es sich um einen alten Vermessungspunkt handeln, wäre also zunächst in dessen näherer Umgebung (ob im Flachland mehr als 3 km, muss sich erweisen) nach entsprechenden Spuren eines solches Netzes zu suchen; neben dem eigenen Augenschein sollte die Hilfe des Vermessungsamtes und alter Karten nicht unterschätzt werden.


Zunächst gab es die Idee, Rogowskis Text im Salon vorzustellen; nachdem ich ihn zu Hause nochmals daraufhin gelesen habe, meine ich jedoch, dass die Mühe, ihn für einen Vortrag aufzubereiten, in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht.

Denn 1. ) ist der Text für jeden Interessierten selbst nachlesbar und 2.) gibt es inzwischen derart viele ‚Entdeckungen’ mehr oder weniger gründlich nachgewiesener alter Vermessungssysteme, dass hier inzwischen Probleme zu lösen sind, für die ich mangels geodätischer Kenntnisse überhaupt nicht geeignet bin.


Dazu gehört u.a. dass sich einzelne Systeme nach bisherigem Kenntnisstand untereinander auszuschließen scheinen; es fehlt also sowohl eine übersichtlich strukturierte Sammlung aller bisher entdeckten Systeme samt ihrer Grundlagen, als auch die vergleichende oder ggf. vereinheitlichende Sichtweise auf das Phänomen.


Über die bloße Geodäsie hinaus stehen möglicherweise auch interdisziplinäre Aufgaben an; dies lassen zum Beispiel zwei Hypothesen vermuten, die bisher nichts miteinander zu tun haben:

- die exakte Ausrichtung der Tempelachsen im Verhältnis zu Vermessungslinien (nachgewiesen von Rogowski für Griechenland)

- und die Entdeckung von Konstantin Meyl, dass die antiken Tempel so gebaut und ausgerichtet sind, dass sie als Kurzwellensender für Nachrichten gedient haben können – mit den Orakeln als Empfangsstation; der praktische Nachweis dafür steht freilich noch aus.


Deshalb hier eine Liste mit Literaturhinweisen für all jene, die sich in Zukunft diesen Fragen weiter widmen wollen:


Geodäsie: http://www.findestars.de/encyclopedia_Geod%C3%A4sie_de.html


Geodäsie in der Geschichte und bei C.F. Gauß:

http://haegar.fh-swf.de/boehme/ringvorlesung/node7.html


Das Geheimnis der Arbeitsmethodik mittelalterlicher Stadtplanungen, I. Historische Messmethoden :

www.historisches-franken.de/stadtplanung/einleitung/vermessung.htm


Torge, Wolfgang (2009): Geschichte der Geodäsie in Deutschland;

http://elib.tu-darmstadt.de/tocs/209878320.pdf

www.baufachinformation.de/artikel.jsp?v=225638


Trigonometrische Beziehungen (für alle, die so vermessen sind, sich der Vermessungsmathematik – noch dazu mit Witz – zu nähern):

http://btmdx1.mat.uni-bayreuth.de/smart/sinus/j04/trigbez/trigbez.pdf



Meyl, Konstantin (2004): Sendetechnik der Götter;

www.meyl.eu/go/index.php?dir=30_Books&page=10&sublevel=2




Vermessungssysteme im Altertum?


Arndt, Ulrich (1999): Das Energienetz der Erde; in esotera 10, 28-33 (PDF)


Gugl, Christian (2005) CARNVNTVM — Limitation (römische Landvermessung)

http://members.aon.at/ch.gugl/


Kaulins, Andis (17.5.2007): Das Tanum-System – ein alteuropäischafrikani­sches Vermessungssystem?; Referat, 41. Jahrestagung des Arbeitskreises Walther Machalett, Horn/Bad Meinberg, 98 S. (PDF)

- (27.5.2006): Der Bodenhimmel der Oesterholzer Mark um die Spitze der „Externstein-Pyramide“; Efodon Synesis 4, 38-47 (PDF)

- (6/7.5.2005): Sternensteine - Darstellungen frühgeschichtlicher Astronomie am Beispiel der Externsteine; Horn/Bad Meinberg (PDF)


Kruse, Monika (1.9.1999): Die Suche nach der Megalithformel; in Elraanis (PDF) http://megalithformel.homepage.t-online.de/


Minow, H. (2002): „Heilige Tennen“ und „Rote Kreuze“. Festpunkte einer grossräumigen archaischen Vermessung?; in VPK 7, 471-477 (PDF)


Pfister, Christoph (2002): Der antike Berner Bär; Friburg www.efodon.de/html/publik/autoren/pfister.htm


Rogowski, Fritz (1973): Tennen und Steinkreise in Griechenland; in Mitteilungen der Technischen Universität Braunschweig, Jgg. 8, Heft 2, S. 3-15


Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege (August 2002): Archäologische Bestandserhebung im Rahmen des Projekts „Modellhafte Konzeptent­wicklung Kulturlandschaft Heisterbacher Tal“; (PDF)


Schröder, Berend (2007): „Heilige Linie“ im Heisfelder Hammrich?;

www.ortschronik-heisfelde


Sepp Rothwangl (o.): Der Teufelstein, seine Felsbilder und Lage aus dem Blickwinkel von Sternkunde, Vermessung, Kalender und Sagen; www.calendersign.com/de/aa_teufelstein-denkmalschutz.php




Forschungskreis Externsteine e. V., in Rückschau:

www.forschungskreis-externsteine.de/Rueckschau.html


Meier, Gert (2006): Das Heinecke-System: Frühgeschichtliche Externsteiner Visurlinien auf Sonne und Mond


Tränkenschuh, Oswald (2007): Die Bedeutung der Externsteine für die Vermessung Alteuropas


Zschweigert, Hermann (2004): Zeugnisse vorgeschichtlicher Vermessung in Norddeutschland



Zu Vermessungssystemen in Zeitensprünge:

www.fantomzeit.de/


Amann, Peter (1997): Die Landschaft als keltischer Kalender; JG 09 (1) 8- 30


Brätz, Herwig (2001): Brandenburger Geometrie; JG 13 (1) 162-164


Illig, Heribert (1995): Geomantie als nüchterne Wissenschaft. Rezension [zu Erwin Reidinger] JG 07 (4) 516-518

- (1997): Prähistorisch-christliche 'Netzwerke'. Kultkontinuität in Europa

JG 09 (1) 38-49


Kerner, Martin: auf seine zahlreichen Beiträge zur Bronzezeitlichen Astronomie sei hier ausdrücklich hingewiesen (Aufsätze in ZS und Bücher im mantis-Verlag)


Korth, Hans-Erdmann (2005): Europa-Geraden I. Auf den Spuren der Sonnwendlinien des Montblanc; JG 17 (1) 172-202


Pfister, Christoph (1997): Brenodurum - Bern und die Entdeckung einer keltischen

Landvermessung im Berner Mittelland (I); JG 09 (4) 628-656


Schmidt, Hanjo (2002): Die Gründung mittelalterlicher Städte. Gründungsakt contra kontinuierliches Wachstum. Die Forschungsarbeit von Klaus Humpert und Martin Schenk; JG 14 (1) 178-186



Berlin, Mai 2010

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