Dieses Buch berichtet über die systematische Ausrottung der heidnischen Kulte und Religionen in Europa und in aller Welt. Es werden eine Fülle historischer Fakten wiedergegeben, die belegen, daß die Verbreitung des Christentums kein spiritueller Prozeß sondern eine Aneinanderreihung politischer Gewalttaten war.
Aber auch die psychologischen Techniken der Bekehrer, ihre "hochsensiblen" Versklavungsstrategien werden verdeutlicht. Dem Leser könnte zuguterletzt einiges klarer werden über die Ursachen der geistig-seelischen Zwiespältigkeit der modernen Europäer - über die tief in die Geschichte hinabreichenden Wurzeln unserer Wurzellosigkeit...

Inhalt

I.  Statt eines Vorworts
II. Die Wurzeln der christlichen Anschauung
III. Die Zerstörung der antiken Welt
IV. Der Schatten des Imperiums - die auserwählten Völker der neuen Christenheit
V. Osteuropa - eine Kultur wird eliminiert
VI. Nordeuropa im Schatten des Kreuzes
VII. Christliche Umerziehung als Belastung im kollektiven Gedächtnis
      der Unterworfenen
VIII. Im Zeitalter der Hexenjäger
IX. Globale Mission - Weltweite Kulturzerstörung
X. Gegner freier Stammeskulturen
X.1Nachspiel zu Beginn des 3. Jahrtausends: Der Vatikan entschuldigt sich
XI. Benutzte Literatur
 

Über dieses Buch
Als ich diesen Text 1989/90 schrieb, hatte ich noch eine ganze Reihe von Überzeugungen, die sich heute, im Jahre seiner erstmaligen Verbreitung anders darstellen.
Der Glaube an ein Heidentum als des historisch Alten und Guten, das durch eine mörderische Missionsreligion vernichtet wurde, spiegelt eine antagonistische Kompromißlosigkeit wider.
Heute vertrete ich eher den Standpunkt, daß die Gegenwart und unser gegenwärtiges Tun alles ist, was wirklich zählt. Und des weiteren glaube ich, daß es in der gegenwärtigen heidnischen Bewegung viele Aktivisten gibt, die in ihrem Missionseifer dem hier Geschilderten in nichts nachstehen.
Diese kritische Einstellung gegenüber dem Neuheidentum hatte sich im elften Kapitel ("Gegner freier Stammeskulturen") bereits angedeutet.
Manchen historischen Deutungen wie z.B. der Genese des Fanatismus aus dem Alten Testament (s. Kptl. II) mangelt es an gründlicherer Analyse, wie ich sie erst Anfang der Neunziger Jahre mit der Lektüre patriarchatskritischer Texte erbringen konnte. Oder man nehme die Überzeugung einer realhistorischen Kontinuität des alten Heidentums im Hexenkult (Kptl. VIII), die heute niemand mehr ernsthaft vertreten kann. Vielmehr wissen wir heute, daß die psychopathologische Vorstellungswelt vom "Hexensabbat" ein umso schärferes diagnostisches Licht auf den Geisteszustand der beteiligten Kleriker wirft.
Aber wie dem auch sei - die zahlreichen historischen Details und Fakten, die hier versammelt wurden, sind in ihrem Wirklichkeitsaspekt unleugbar.
Darüber hinaus hatte das Buch für mich zwei wichtige Funktionen: Zum Einen  war es für mich persönlich der letztendliche Befreiungsschlag gegenüber einer Religion, deren Annahme mir in meinen Jugendjahren aufgezwungen werden sollte. Deren moralische Ansprüche waren mit der Aufreihung historischer Greueltaten widerlegt. Zum Andern hatte ich mich über oberflächliche Bemerkungen in Werken des Hexenkults und der landläufigen Weichspülesoterik geärgert, die das Bild eines fließenden, gleichsam diskreten Übergangs von der vorchristlichen in die mittelalterliche Religiosität inszeniert hatten.
Ich wollte aufzeigen, wie groß nicht allein die religionsgeschichtliche Unwissenheit dieser Kreise sei, sondern auch ihr Defizit an geschichtlichem Realitätssinn.
Heute beurteile ich Frauen aus dem Bereich des Hexenkults mehr nach dem Ausmaß ihrer naturreligösen Kreativität und ihrer naturreligiös motivierten politischen Subversivität.
Ich bin mir heute dessen bewußt, daß historische Authentizität (z.B. bei Ritualen) uns nicht weiterhilft, wenn damit nicht persönliche Integrität und Reife einhergehen.
Es gibt aber einen guten Grund, der es mir immer noch erlaubt, diesem seit einem Jahrzehnt in meiner Schublade schmorenden Text eine gewisse Wertschätzung entgegenzubringen: Eine Religiosität, die mit derartigen Folgen für ihre Anhänger bekämpft wurde, erlegt uns in der Gegenwart eine große Verantwortung auf. Etwas, für das Menschen in vergangenen Jahrhunderten starben, darf sich nicht in oberflächlicher und lächerlicher Manier präsentieren, gleichsam als Lückenbüßer für andere Formen einer Event- und Spaßkultur, die ihre Hirnverbranntheit tagtäglich auf das Erschreckendste demonstriert.
Der Blick zurück auf die Leiden der "Bekehrten" fordert auch von uns mehr Würde, mehr Tiefgang, weitaus mehr an Bewußtheit für den Wert und die Bedingungen unserer religiösen Autonomie, welche die Frucht eines Zeitalters der Aufklärung und Demokratisierung darstellt.
Meinen Dank möchte ich Lotan und Pete abstatten: Beide haben mir wichtige Hinweise und kritische Anmerkungen geboten, die sich im Text wiederspiegeln.

Matthias Wenger, am 22. März 2001