Inhalt
I.
Statt eines
Vorworts
II.
Die
Wurzeln der christlichen Anschauung
III.
Die
Zerstörung der antiken Welt
IV.
Der
Schatten des Imperiums - die auserwählten Völker der neuen Christenheit
V.
Osteuropa
- eine Kultur wird eliminiert
VI.
Nordeuropa
im Schatten des Kreuzes
VII.
Christliche
Umerziehung als Belastung im kollektiven Gedächtnis
der Unterworfenen
VIII.
Im
Zeitalter der Hexenjäger
IX.
Globale Mission
- Weltweite Kulturzerstörung
X.
Gegner freier Stammeskulturen
X.1Nachspiel
zu Beginn des 3. Jahrtausends: Der Vatikan entschuldigt sich
XI.
Benutzte
Literatur
Über
dieses Buch
Als
ich diesen Text 1989/90 schrieb, hatte ich noch eine ganze Reihe von Überzeugungen,
die sich heute, im Jahre seiner erstmaligen Verbreitung anders darstellen.
Der
Glaube an ein Heidentum als des historisch Alten und Guten, das durch eine
mörderische Missionsreligion vernichtet wurde, spiegelt eine antagonistische
Kompromißlosigkeit wider.
Heute
vertrete ich eher den Standpunkt, daß die Gegenwart und unser gegenwärtiges
Tun alles ist, was wirklich zählt. Und des weiteren glaube ich, daß
es in der gegenwärtigen heidnischen Bewegung viele Aktivisten gibt,
die in ihrem Missionseifer dem hier Geschilderten in nichts nachstehen.
Diese
kritische Einstellung gegenüber dem Neuheidentum hatte sich im elften
Kapitel ("Gegner freier Stammeskulturen") bereits angedeutet.
Manchen
historischen Deutungen wie z.B. der Genese des Fanatismus aus dem Alten
Testament (s. Kptl. II) mangelt es an gründlicherer Analyse, wie ich
sie erst Anfang der Neunziger Jahre mit der Lektüre patriarchatskritischer
Texte erbringen konnte. Oder man nehme die Überzeugung einer realhistorischen
Kontinuität des alten Heidentums im Hexenkult (Kptl. VIII), die heute
niemand mehr ernsthaft vertreten kann. Vielmehr wissen wir heute, daß
die psychopathologische Vorstellungswelt vom "Hexensabbat" ein umso schärferes
diagnostisches Licht auf den Geisteszustand der beteiligten Kleriker wirft.
Aber
wie dem auch sei - die zahlreichen historischen Details und Fakten, die
hier versammelt wurden, sind in ihrem Wirklichkeitsaspekt unleugbar.
Darüber
hinaus hatte das Buch für mich zwei wichtige Funktionen: Zum Einen
war es für mich persönlich der letztendliche Befreiungsschlag
gegenüber einer Religion, deren Annahme mir in meinen Jugendjahren
aufgezwungen werden sollte. Deren moralische Ansprüche waren mit der
Aufreihung historischer Greueltaten widerlegt. Zum Andern hatte ich mich
über oberflächliche Bemerkungen in Werken des Hexenkults und
der landläufigen Weichspülesoterik geärgert, die das Bild
eines fließenden, gleichsam diskreten Übergangs von der vorchristlichen
in die mittelalterliche Religiosität inszeniert hatten.
Ich
wollte aufzeigen, wie groß nicht allein die religionsgeschichtliche
Unwissenheit dieser Kreise sei, sondern auch ihr Defizit an geschichtlichem
Realitätssinn.
Heute
beurteile ich Frauen aus dem Bereich des Hexenkults mehr nach dem Ausmaß
ihrer naturreligösen Kreativität und ihrer naturreligiös
motivierten politischen Subversivität.
Ich
bin mir heute dessen bewußt, daß historische Authentizität
(z.B. bei Ritualen) uns nicht weiterhilft, wenn damit nicht persönliche
Integrität und Reife einhergehen.
Es
gibt aber einen guten Grund, der es mir immer noch erlaubt, diesem seit
einem Jahrzehnt in meiner Schublade schmorenden Text eine gewisse Wertschätzung
entgegenzubringen: Eine Religiosität, die mit derartigen Folgen für
ihre Anhänger bekämpft wurde, erlegt uns in der Gegenwart eine
große Verantwortung auf. Etwas, für das Menschen in vergangenen
Jahrhunderten starben, darf sich nicht in oberflächlicher und lächerlicher
Manier präsentieren, gleichsam als Lückenbüßer für
andere Formen einer Event- und Spaßkultur, die ihre Hirnverbranntheit
tagtäglich auf das Erschreckendste demonstriert.
Der
Blick zurück auf die Leiden der "Bekehrten" fordert auch von uns mehr
Würde, mehr Tiefgang, weitaus mehr an Bewußtheit für den
Wert und die Bedingungen unserer religiösen Autonomie, welche die
Frucht eines Zeitalters der Aufklärung und Demokratisierung darstellt.
Meinen
Dank möchte ich Lotan und Pete abstatten: Beide haben mir wichtige
Hinweise und kritische Anmerkungen geboten, die sich im Text wiederspiegeln.
Matthias Wenger, am 22. März 2001